Es ist nicht so, dass wir nicht genügend Zeit hätten, oft nutzen wir sie nur nicht richtig

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Die Finals-Berlin 2019

Veröffentlicht von Holm Große (holm) am 16.08.2019
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Im Sommer 2017 lernte ich meinen Mann Toni kennen. Er war sowohl aktiver als auch passiver Triathlon-Fan. Es dauerte eine ganze Weile, eh ich überhaupt verstand, was ein Triathlon ist: „welche Reihenfolge war das gleich nochmal, die ich da einhalten muss?“ Diese Frage beantwortete mir Toni immer und immer wieder. Toni hatte schon einige Sprint-Distanzen hinter sich, von dessen Erfahrung ich hier nur profitieren konnte. Neben meinem Hobby - dem Motorradfahren, einem Vollzeitjob und den regelmäßigen Freeletics-Einheiten im heimischen Wohnzimmer, konnte ich mich bei kurzen Laufeinheiten noch nicht vorstellen, jemals alle drei Disziplinen in einem Wettkampf zu absolvieren. Die üblichen Laufevents (TeamStaffel, TeamChallenge, Nachtlauf…) absolvierte ich wie jedes Jahr, ohne ein (Zeit)-Ziel zu haben. Im März 2018 hatten wir beide unsere Schwimmkünste unter die Lupe genommen und hier wurde schnell klar, dass ich das „Alte-Frauen-Schwimmen“ und Toni seine Wühltechnik ablegen musste. Wir lernten Reiner Mehlhorn kennen und sind heute sehr dankbar, dass wir ihn an unserer Seite haben. Über den Sommer hier und da mal ein Läufchen, Schwimmen und ausgiebige Radtouren. Im Herbst stellte mir Toni dann Holm vor, welcher ihn selbst immer trainierte. Die Frage nach dem Ziel: Jedermann-Distanz zum Moritzburger Schloßtriathlon 2019. Von da an waren wir ein noch stärkeres Team. Am 16. Juni sollte es dann für mich zum ersten Triathlon gehen. Der Wettkampf vor Augen - ein spezielles Gefühl. Wir standen morgens wie gewohnt auf, Sportlernahrung genießen und dann ging es ans packen. Angekommen in Moritzburg verging die Zeit rasend schnell: Startunterlagen abholen, Wechselzone einrichten, meiner Familie noch schnell ein Küsschen aufdrücken und dann ab zum Schwimmstart. Mein Ruhepuls hier schon jenseits der 140. Ich versuchte mich noch irgendwie zu beruhigen. Dann der Startschuss! und ich war in meinem Element. Ich legte die Schwimmstrecke souverän und ohne schlappe Arme zurück. In der Wechselzone saß nicht jeder Handgriff. Ein paar ruhige Worte von Toni halfen mir ungemein. Dann mit dem Rad wieder einmal an meiner Familie vorbei, welche ich schon von weiten hören konnte ;-). Meine Nichte hatte diverse Utensilien zum Anfeuern dabei und klatschte noch fix ab, eh ich mich dann aufs Rad schwingen durfte. Die 20 km hatten wir bereits am Wochenende zuvor getestet. Es stand fest: die Körner muss ich mir gut einteilen. Das Radfahren ist meine Lieblingsdisziplin und der Rundkurs machte riesen Spaß. Ich konnte nach knapp 41 Minuten vom Rad absteigen. Nun standen die letzten 5 km Laufen an. „Mit dem Laufen gewinnt man einen Triathlon“ – Laufen! Nicht meine Stärke. Die Laufschuhe an und dann ging es eine große Runde um den Teich. Es war deutlich anstrengender als ich vermutet habe. Meine Beine machten bei km 3 schon schlapp und ich bekam meinen Puls nicht mehr richtig in den Griff. Beißen und durchhalten „auf keinen Fall gehe ich ins Ziel“ – das habe ich mir immer wieder gesagt. Der Zieleinlauf war wieder spektakulär, all die tollen Menschen und noch einmal abklatschen mit der Familie. Ich war unglaublich stolz und mein Adrenalin hielt mich noch lange wach J.

Es vergingen nur ein paar Wochen ohne an einen nächsten Wettkampf zu denken. Mein Mann hatte einen Startplatz zum City Triathlon Berlin im Rahmen von „Die Finals – Berlin 2019“ angeboten bekommen. Das Angebot konnten wir nicht ausschlagen und mit wenigen Klicks war ich auch dabei. Die Strecke war kürzer als in Moritzburg und ich freute mich schon riesig im Wannsee zu schwimmen. Am 3. August hieß es früh aufstehen, Räder schnappen und ab an den Wannsee. Dank Beutelmanagement und wieder tollen Helfern, lief alles bestens und wir konnten 8:10 Uhr ins warme Nass sprinten. Gleich zu Beginn löste sich mein Zeitmesser, welchen ich dann fix im Triathlonanzug verstaute. Diesmal konnte ich komplett Kraulschwimmen und fand sehr schnell mein Tempo. Raus aus dem Wasser: 88 Stufen hinauf. Hier konnte man gut verlieren. Ich bin die Stufen gegangen und nahm erst langsam Tempo auf, als es zu den Wechselbeuteln ging. Mit dem Beutel in der Hand ab in die Wechselzone und aufs Rad. Vom Strandbad ging es über die Havelchaussee zum Olympiapark. Ein eher leicht-welliger Streckenverlauf. Kurz vorm Erreichen des Olympiapark gab es noch einmal einen sehr steilen Anstieg. Ich rollte noch an einigen Teilnehmern vorbei. Da rief Triathlet „Paul“ von der Seite: „jetzt kommt ein krasser Anstieg, mach ruhig!“. Ich vertraute auf meinen Körper und wusste, dass in meinen kräftigen Oberschenkeln mehr drin steckt, als manch einer denkt. Ich rollte also langsam an den Anstieg ran, reichlich 50 m hinter Paul. Dann kam der Moment – es lief wie von selbst. An Paul vorbei und beißen. Fast angekommen am Olympiapark rief noch ein Zuschauer „Super, nur noch ein paar Höhenmeter“. Ja, diese waren dann auch in den Schenkeln zu spüren. Angekommen in der Wechselzone ging es noch knackige 3 km Laufen im Olympiapark, zwei Runden um das Olympiastadion. Die Zuschauertribüne war brechend voll. Die zweite Runde war ich fast nur mit Gänsehaut unterwegs. Die klatschenden Zuschauer waren einfach klasse und ich fühlte sich wie ein kleiner Star J. Der krönende Abschluss: Zieleinlauf wie die „echten“ Triathleten auf dem blauen Bitburger-Teppich und ganz nebenbei noch den 4. Platz

Zuletzt geändert am: 16.08.2019 um 07:25

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