Es ist nicht so, dass wir nicht genügend Zeit hätten, oft nutzen wir sie nur nicht richtig
KnappenMan statt Challenge Roth. Dirk berichtet |
Veröffentlicht von Holm Große (holm) am 08.09.2020 |
Das war Sie nun. Meine erste Langdistanz.
Wie fühlst du dich? Wie war der Knappenman? Fragen über Fragen, man könnte über das Erlebte ein Buch schreiben. Aber fangen wir von vorn an. Im Frühjahr 2019 fasste ich den Entschluss einen Langdistanz nach einigen Marathons und „Unterdistanzen“ im Triathlon anzugehen. Mir war es bewusst, dass ich irgendwie den Spagat aus Familienleben mit 3 Kindern, einem sehr ausfüllenden Job und dem anstehenden Training, was in den diversen Fachzeitschriften mit 10 – 20h pro Woche angeben wird, unter einen Hut bringen musste. Da kam mir ein Tip gerade recht und ich entschloss mich dieses Projekt mit Holm Grosse anzugehen, der mir über die ganze Zeit mit Rat und Tat bei Seite stand und mir einen auf meine Umstände ausgerichteten Trainingsplan schrieb.
Startschuss für die Vorbereitung war Oktober für das Projekt Roth 2020, dass am 05. Juli 2020 stattfinden sollte. Die Covid-19 Situation ab Ende Februar 2020 ließ schlimmes erahnen und machte erst sämtliche Vorbereitungswettkämpfe, wie den Berlin Halbmarathon, die Challenge Bled (Halbdistanz), eine Olympische Distanz und schlussendlich auch die Challenge Roth zunichte. Bevor ich in ein mentales Loch fiel habe ich mich kurz für meinen Heimattriathlon den Knappenman entschieden, der natürlich für die erste Langdistanz eine noch größerer Herausforderung darstellt. Es fehlt der Solarer Berg, das Stadion, grundsätzlich die Menschenmassen in Roth, die einen mental unter die Arme greifen. Egal, das neue Projekt wird durchgezogen. Sonntags morgens 06:00 Uhr auf das Rad, vor der Arbeit noch zum Partwitzer See, ein paar Runden u.a um den Dreiweiberner See standen nun mehr den je auf der Tagesordnung. Die Aufregung stieg von Woche zu Woche und fand den Höhepunkt schlussendlich 2 Wochen vorher mit Temperaturen um die 34grad. Informationen vom Knappenman wurden verteilt, die Aufgrund von Covid-19 Auflagen weniger Verpflegungspunkte und gar keine Zuschauer zuließen. Nun ging es in die heiße Phase der Optimierung. Laufrucksack testen, nein, geht nicht. Auf dem Rad 5 Liter Wasser unterbringen, Aerodynamisch der Supergau. Testen, Testen, testen und oh Wunder 1 Woche vor dem Wettkampf waren Temperuren um die 15grad und nun Regen angesagt. Was nun Regenjacke, Weste, … . Nicht verrückt machen lassen, am Renntag waren es dann 18 – 23 grad. Puh, alles sollte laufen.
Der Wecker klingelte 04.00 Uhr, ab in die Küche und meinen Lieblingssender Radioeins an. Oh Gott, Samstag früh Chilloutmusik à dann sollte es doch eher seichte Hitradio RTL Musik sein und prompt hatte ich einen Ohrwurm der mich den ganzen Tag begleiteten sollte „Stéphanie von Monaco – Irresistible“.
Am Schwimmstart mich erst gar nicht verrückt gemacht und in der 2. Startwelle mit 30 anderen um 07:02 Uhr gestartet. Und wer war das der Ohrwurm ;). Scheinbar völlig entspannt kam ich locker ins Schwimmen, was aber nach der 1. Runde leider schon prompt mit 40min auf der Uhr quittiert wurde. Die zweite Runde war schon echt zäh, was am Ende nur zu einer 1:25h gereicht hat. Schade, Vorleistungen waren besser, aber die fehlenden Einheiten aufgrund der Hallenschließung haben scheinbar ihren Tribut gezollt.
So what, ab aufs Rad und 6 Runden abspulen. Sie Strecke kenne ich mittlerweile Blind - Stava – „Local Legend“ - zeigt die App an . Leistungsdaten für das Radfahren hatte ausgiebig getestet und nun ging es los, mit dem Ziel 04:50h für den Radsplit, was rund 48min pro Runde entsprechen sollte. Nach der ersten Runde standen 46:33min auf der Uhr. Scheinbar zu schnell mit angegangen. Nach der 2 Runde war der Puls da wo er sein sollte und Zielleistungswerte standen auch auf dem Garmin, nur waren die Zeiten immer noch zw. 45:30 und 47:00 Minuten pro Runde. Sollte etwa die Optimierungen, wie neue Reifen, Leichtgewichtschlauch, Aerosocken, Aeroflaschen im Rahmendreick anstelle großer Flaschen und konsequentes Kopf runter so viel im Vergleich zum Trainingssetup ausmachen? Scheinbar ja.
Die letzte Runde nach Lehrbuch Frequenz hoch und schon das Laufen vor Augen.
Wechsel in die Laufschuhe, Gel und Wasserflaschen unter den Anzug, alá P. Lange und los ging es. Alles bestens auf der ersten 10km Runde und dann ging das Rennen erst los. Beim 2. Verpflegungspunkt war ich auf der Langdistanz angekommen. Kreislauf im Keller, Gänsehaut. Erster längerer Stopp, Salz, Wasser, Kohlenhydrate musten jetzt schnell her. Kopf aus Beine an und weiter ging es nunmehr im Schneckentempo von 6:00 min/km nur kein DNF „Did not finish“ riskieren. Mehr ging auch nicht der Kopf war da. Was mach ich hier für einen Scheiß, war es das Wert, der Verzicht, die Familie, … . Durchziehen, 5km weiter am nächsten VP stand Andreas mehrfacher IM Finisher und feuerte mich an, das Salz war angekommen. Nun hieß es kühlen, verpflegen, laufen, laufen, kühlen, verpflegen, laufen, kühlen, verpflegen, laufen, … . Unterwegs die Jungs aus dem Verein auf der Mittel- und Langdistanz immer mal wieder gesehen, aber es war ein einsames Rennen, fast ohne Zuschauer. Hin und wieder hier mal paar Krämpfe, da mal der Kopf, aber der letzte VP war nun geschafft, noch 5km, jetzt realisierte ich langsam ich kann es schaffen. Nachdem mich 2 andere Helden überholt haben packte mich nochmal der Ergeiz und schau mal an ich konnte nochmal beschleunigen, wo waren die Krämpfe, der Schwindel, wie weg. Ist alles doch nur Kopfsache, oder wartet man unbedingt auf den Mann mit dem Hammer. 1km vor dem Ziel wartet mein 9jähriger Sohn und lief ab da neben mir her, meine 2jährige Tochter 100m vor dem Ziel und die 7jährige direkt am Ziel eingesammelt ging es zusammen durch dieses. Soll ich weinen, lachen, ich hab es geschafft meine erste Langdistanz in 10h:27min.
Vielen Dank an meine Frau und meine Kinder, die mir den Traum ermöglichten. Vielen Dank an Holm, ohne ihn wäre das Projekt sportlich schwer umsetzbar. Danke an das Orga Team, die diesen Wettkampf in beispielhafter Form durchgezogen haben. Fortsetzung folgt…Roth 2021…wir glauben alle fest daran…ride on!
Zuletzt geändert am: 10.09.2020 um 07:17
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