Es ist nicht so, dass wir nicht genügend Zeit hätten, oft nutzen wir sie nur nicht richtig

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Lederhose wieder in Aktion

Veröffentlicht von Holm Große (holm) am 09.10.2017
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„Ein Marathon? Welcher soll’s denn sein?“ war Holm’s Antwort als ich ihn die nicht ganz so überraschende Frage nach weiteren Trainingsplänen stellte. Es gehört mittlerweile zum alljährlichen Ritual bei vielen Ausdauersportlern zum Saisonabschluß nochmal alles in einen Wettkampf zu geben was meist ein Marathon ist. Aus organisatorischen Gründen fiel das Wettkampfwochenende auf den 7./8. Oktober und ich hatte auch schon einen Herbstmarathon in Ottawa als auch einen anderen nicht weit entfernt in der kanadischen Provinz Quebec ins Auge gefasst und das Training aufgenommen.

Zwei Wochen vor dem Startschuss bekam ich von einen Kollegen eine Übersicht mit allen Rennen in der Region und voller Neugier schaute ich ob meine beiden Marathonmöglichkeiten aufgelistet waren. Waren sie nicht aber dafür stand da „Bromont Ultra“. Da ich nicht wusste wo der Wettkampf stattfindet und ob es sich lohnt fragte ich einen Kollegen welcher nur meinte „it’s so beautiful!“ und wenn Dir der Ironman Mont Tremblant gefallen hat, dann wirst Du nicht enttäuscht werden. Da ich noch keinen Ultra gelaufen bin sondern nur an der Oberfläche gekratzt habe (Facebook und kurzer Rennberichte) dachte ich mir – das probierst Du! Nach Rücksprache mit Holm meinte auch er – das wird ein Wettkampf um „Spaß“ zu haben. Der „Spaß“ war mit 2200 Höhenmeter auf der „kurzen“ Strecke von 55km im Höhenprofil schon zu erkennen aber ich dachte mir „so schlimm kann’s nicht werden“. Also auf nach Bromont!

Bromont liegt ca 1h Stunde östlich von Montreal in der Provinz Quebec und ist ein Ort welcher in Kanada bekannt ist für Wintersport und im Sommer und Herbst für Mountainbiken und Wanderungen (was ich vorher auch nicht wusste). Hinzu kommt, dass in der Region auch Pferdesport ansässig ist was durch viele Koppeln und auch einen großen Reit-und Dressurplatz neben der Wechselzone zu sehen war. Aufgrund meiner verspäteten Anreise konnte ich mich erst früh um 5Uhr nachmelden aber die kleine Expo und das große Wettkampfzelt mit Unterhaltung durch stattfindende Staffelläufe und Musik trugen zu einen schönen Abend bei.

Früh um 5:15 Uhr Stand ich stand ich dann also bei der Nachmeldung aber es war niemand da der diese aufnehmen konnte. Dafür war vor dem Zelt schon einiges los und immer wieder wurden vorbei und ankommende Läufer angefeuert. Der Lärmpegel nahm noch einmal zu als der erste Läufer der 160km Strecke, welche zum Mittag des Vortages gestartet war, nach für mich unglaublichen 21:44 Stunden ins Ziel kam. Anschließend konnte ich auch jemanden bei der Nachmeldung finden und machte mich fertig für den Start.

„Schwimmanzug oder Lederhose“ habe ich Holm noch kurz vorher gefragt da der Wetterbericht nicht die schönsten Bedingungen vorhergesagt hat. Und so kam es dann auch: eine Viertelstunde nach dem Start um 7Uhr fing es an zu regnen was mal mehr mal weniger die nächsten 4 ½ Stunden so blieb. Die Strecke ging über Waldwege am Anfang recht schnell in Trampelpfade und Mountainbikestrecken bergauf und bergab, also nicht in kurzen sondern sehr laaaaaangen Stücken. Ein großer Teil davon verlief zudem über, entlang und auf den Schipisten von Bromont welche in durch viele Fähnchen sehr gut gekennzeichnet waren. Teile davon waren auch Bestandteil der 160km Strecke welche bei mir großen Respekt hervorgerufen hatte aber das mitunter Leute auf den Fahrrad die Strecke absolvieren konnte ich mir nicht vorstellen und doch kam hin und wieder ein Mountainbiker entgegen.

Der anhaltende Regen tat sein Teil und so wurde der Untergrund sehr lose und rutschig was besonders bergab den ein oder anderen Bodenkontakt zur Folge hatte und ich wie viele Mitläufer durch braune Farbe als Utlrarunner zu erkennen war. Entlang der Strecke gab es ca aller 15km einen größeren Verpflegungsposten mit Zeitnahme und in der Mitte dazwischen Wasserstellen. Mit Trailrucksack und ausreichend Riegeln und Gel war ich diesbezüglich gut vorbereitet nur meine Schuhe hatten nicht immer das Profil was für den aus meiner Sicht anspruchsvollen Kurs notwendig war. Bei Kilometer 35 zollten auch meine Beine den bergauf bergab ihren Tribut und ich konnte meine Muskeln komplett spüren. Das gehört wohl dazu aber meine Mitläufer, mit denen ich Teile der Strecke absolvierte, waren da schon etwas überrascht als sie hörten, dass ich normalerweise nur Straßen und schon gar nicht solche Steigungen laufe. Vielleicht sollte man das wirklich in der Vorbereitung machen aber es ging ja um einen Saisonabschluss mit „Spaß“ und nicht um die Zeit. Eine weitere Überraschung für meine Mitbegleiter war, als ich mich passend zu meinen Outfit als Deutschland kam. „Really!?!?“ war immer die erste Reaktion aber auch nachdem ich die Sache etwas relativiert hatte und mitteilte das ich beruflich in Kanada bin waren sie immer noch angetan.

Nach 12 Uhr kam dann doch noch endlich die Sonne heraus und war auch auf den verbliebenen 20 Kilometern mit dabei bis ich nach 8 Stunden und 24 Minuten als gesamt 29ter von 81 Startern ins Ziel kam. Meine Beine wollten jedoch keinen Meter mehr laufen und auch die Massage im Anschluß hatte nicht viel gebracht. Trotz diesen Zustand welcher noch die nächsten 2 Tage so anhielt und erst danach am abklingen war bin ich mit den Lauf voll zufrieden und genieße jetzt erst einmal die Saisonpause.

 

 

Zuletzt geändert am: 19.10.2017 um 10:27

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