Es ist nicht so, dass wir nicht genügend Zeit hätten, oft nutzen wir sie nur nicht richtig

Aktuelles

Mareens erste Langdistanz. Die Challenge Roth

Veröffentlicht von Holm Große (holm) am 05.07.2018
Aktuelles >>

Meine erste Langdistanz bei der Challenge DATEV Roth

Geschafft. Ich habe es getan und souverän gefinisht. Die Königsdisziplin im Triathlon. Fast jeder Triathlet träumt davon, einmal eine Langdistanz zu bewältigen.
Nach einer Sturzanmeldung im letzten Jahr vor Ort (es gibt 1000 Plätze zur sofortigen Anmeldung, wo hunderte Männer und Frauen stundenlang anstehen), begannen schon wenig später meine großen Zweifel, ob das das Richtige war.

Noch war ja ein Jahr Zeit und da ich bereits in der gleichen Saison den Großteil des Trainings zur Vorbereitung von Christian seiner Langdistanz in Moritzburg mit trainieren konnte, war ich zuversichtlich. Im Dezember, als mein Training starten sollte, zwang mich eine Verletzung bereits zur Pause, bevor ich überhaupt richtig starten konnte. Die Zweifel über die Anmeldung konnte mir auch mein Trainer Holm nicht wirklich nehmen, indem er mich beruhigte, dass noch genügend Zeit sei.
Alternativtraining war Aquajoggen, leichte Einheiten auf der Rolle und unendlich viele Stabilitätsübungen. Die regelmäßigen Trainingspläne konnte ich dann bald vollständig absolvieren, doch meine erhoffte Motivation vom Vorjahr kam ewig nicht zu mir. Eine Erklärung dafür konnte ich nicht finden. War es nun der stille Druck in mir? So kannte ich mich selbst nicht und Unsicherheit gegenüber meinem großen Vorhaben kam dazu. Dennoch absolvierte ich die geforderten Einheiten und erhoffte mir meine große Motivation vom Vorjahr wieder zu erlangen.
Teilweise trainierte ich zu Zeiten, bei denen wahrscheinlich bei manch einem noch nie der Wecker geklingelt hat oder in der täglichen Länge, was für andere ein Wochentraining ist. Glück hatte ich beim Wetter bei uns daheim während der kompletten Saison, wie auch im Trainingslager auf Mallorca.
Meine Motivation und damit auch innere Stärke kam erst wenige Wochen vor dem großen Tag, nachdem ich meine Ernährung nochmals optimierte, die immer ausfallende Technik an meinem Rad ignorierte und auf mein Körpergefühl hörte. Wie wichtig dieses Zusammenspiel ist, habe ich somit wieder zu spüren bekommen.

Die „alte „ Mareen mit Ihrer Vitalität war wieder da. Nach außen konnte man jedoch noch nicht erkennen, dass ich am 01.07.2018 wirklich an den Start gehen werde, da meine Mitmenschen oft genug zu hören bekamen, keine Lust auf den und Angst vor dem Tag zu haben. Im Internet las ich, wie sich hunderte Triathleten auf den Tag freuen und es kaum erwarten können. Das konnte ich absolut nicht verstehen.

Die Zeit verging schnell und die Woche 26 im Kalender war da.


Nach den labilen Tagen zuvor, ging ich am Morgen des Tag X mit viel Stärke ins Wasser und konnte nach dem Startschuss 07.05Uhr in der ersten Frauengruppe nach anfänglichem Rhythmusfinden mich gut einordnen und bin nach einer für mich, guten Schwimmzeit aus dem Wasser. In der ersten Wechselzone habe ich durch dringenden Aufsuchens der Pipibox etwas an Zeit verloren aber bin dazu noch gut eingecremt durch die Helfer aufs Rad gestiegen. Nun hieß es nicht überpacen und sich gut zu ernähren. Meine Beschäftigung während der langen Zeit bestand neben dem genießen der reizvollen Landschaft im Landkreis Roth Namenreime zu bilden. So hatte ich Spaß und eine lustige Zeit auf dem Rad und habe die zehntausenden Zuschauer an den Spots anlächeln können.

Zum Schluss bestand die letzte Aufgabe, neben dem gut aussehen während des ganzen Tages, noch einen Marathon zu schaffen. Meinen ersten Marathon. Viele viele Laufkilometer habe ich bisher in den Beinen aber 42 Kilometer am Stück noch nie bewältigt.

Da ich mit flotten Beinen nach 180Km auf dem Rad gut loslaufen konnte und ziemlich genau wusste, dass ich bis mindestens über die Hälfte der Strecke gut laufen kann, lag bei jedem Hotspot ein Lächeln auf meinen Lippen oder ich feuerte die Zuschauer an, uns Athleten noch mehr Beifall zu geben. Für mich war es fast ein entspannter Lauf am Main-Donau- Kanal, bis auf zwei kleinere Tiefs, bei denen mich jedoch meine anfeuernden Freunde nicht langsamer laufen ließen durch die aufputschenden Worte wie locker-flockig doch mein Laufstil sei und das Ziel nicht mehr weit ist. Zum Schluss noch ein Cola-Red Bull Gemisch und dann konnte ich beflügelt, getragen von tausenden klatschenden und jubelnden Zuschauern über den roten Teppich ins Ziel laufen. Im Stadion grölend empfangen  und seinen eigenen Namen hörend, genoss ich den Zieleinlauf so sehr, dass nicht mal Platz für Tränen der Freude war.
Es war grandios. Die gelernte mentale Stärke, der Stolz, das ganze zurückgelegte anstrengende, zeitfressende und kräftezerrende Training hat sich hiermit gelohnt. Allein dieses Gefühl gibt Emotionen und noch mehr Stärke in Dir frei, dass ich fast überlegte, mich am nächsten Tag für 2019 anzumelden.
 

Mein Ziel bestand bei meiner ersten Langdistanz erstmal darin, gut durch- und anzukommen, wobei mein stilles Ziel war, den Marathon unter vier Stunden zu laufen. Auf meiner Uhr stand eine Zielzeit von 03:59. Das ich dazu noch komplett durchlaufen konnte, ließ mich revue passieren, dass ich gut trainiert habe und als sehr gute Läuferin an dem Tag mich auf meine Leistung verlassen konnte.

Ein Hochgefühl aus Stolz, Freud erfüllt, Ehrgefühl, Souveränität und Selbstsicherheit durchfährt seitdem meinen Körper. Hoffentlich trägt mich dieser Flow noch eine Weile. Bis dahin genieße ich es in vollen Zügen!
 

Ganz stark war die Unterstützung von meinem Schatz ab Beginn des ersten Trainings bis zur Verpflegung im Ziel, Aushalten des vermehrten Jammerns über Angst und fehlender Triebkraft für das Training, das Verständnis seitens meiner Familie und vor allem die meines Sohnes über die permanente Abwesenheit, der perfekt zugeschnittene Trainingsplan meines Trainers und immer wieder motivierenden und aufbauenden Worte von ihm, und allen anderen Beteiligten, die mir mit Rat und Tat zur Seite standen

Im Nachhinein bin ich heilfroh, dass ich die Rücktrittsversicherung für die Anmeldung nicht abgeschlossen habe. Gleich nach Beginn der Verletzung hätte ich mich sonst wohl schon abgemeldet und hätte dieses einzigartige und atemberaubende Sportevent nicht von der anderen Seite kennenlernen können.

 

Nun heißt es noch mehr dehnen und schön regenerieren.

 

Ironwoman – Mareen smiley

Zuletzt geändert am: 06.07.2018 um 21:34

Zurück zur Übersicht